Tag 7: So langsam kommt Routine, auch innerlich

Ich habe heute lange geschlafen, nachdem ich in der Nacht doch einige Stunden wach lag. Ich liebe den Schlaf am Morgen, wenn es draussen schon hell ist (daskeineLeertastesetzen habe ich mir noch nicht ganz abgewöhnt, stelle ich eben wieder fest).

In der Welt wird es immer schlimmer mit Corona, Donald J.Trump rechnet mit 100.000 Toten in den USA. Für was steht denn das J. bei Trump? In Deutschland sind es aktuell fast 70.000 erkrankte Menschen. In Seniorenheimen ist es wohl besonders schlimm. Teilweise pflegen an Corona erkrankte Pfleger die erkrankten Bewohner. Ein Krankenhaus kann schon keine Patienten mehr aufnehmen, weil das Personal erkrankt ist.

Und dann am Vormittag die schlimme Nachricht. Katja, eine Pilgerfreundin vom Caminho im letzten Jahr zeigt Coronaanzeichen. Sie wird am Dienstag getestet. Hoffentlich ist es nur eine Erkältung.

Doch es gibt auch erfreuliche Nachrichten: seit heute trinke ich Kaffee aus Kolumbien, direkt importiert (mit einem kleinen Umweg über Australien). Wer spanisch kann, liest die Vorteile dieses Kaffees (für alle anderen hab ich es übersetzt). Ist es beim Kaffee nicht so wie beim Wein oder Zigarren.? Es muss einem schmecken, und dieser Kaffee schmeckt mir. Ich kenne den Geschmack schon, da ich in Melbourne jeden Tag einen Becher davon trank.

Originalkaffee, sortenrein, sonnengetrocknet

So langsam, so ist mein Eindruck heute, scheine ich auch die Quarantäne anzunehmen. Es belastet mich nicht mehr so sehr wie noch zu Beginn. Da will ich nicht unzufrieden sein.

Auch noch ein Lob für die Stadtverwaltung Bad Kreuznach, oder sind es die Stadtwerke. Die Kehrmaschine fährt jeden Tag unermüdlich durch die Gasse.
Update 12:30: Eben gelernt. Zuständig ist der Bauhof, Abt. Strassenreinigung.

2013 war am heutigen Tag Ostern. Das erste Ostern ohne jemanden aus meiner Herkunftsfamilie.

Update 13:30 Uhr: Die Oberbürgermeisterin der Stadt Bad Kreuznach ruft alle die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich weiterhin an die Anweisungen zu halten und persönliche Kontakte zu vermeiden. „Zu Hause bleiben heißt Leben schützen. Halten Sie Kontakt untereinander, besonders zu älteren Menschen. Aber bitte per Telefon, Mail, SMS, WhatsApp, Video oder Brief.“ Und schliesst ihren Aufruf mit den Worten: „Bleiben Sie gesund!“.

Update 16:30 Uhr: Ich war vor der Tür, die Sonne scheint, doch es ist ungemütlich draussen. Es weht ein kalter Wind. Doch die Natur nimmt ihren Lauf.
Die Nahe ist so was von klar, im Ellerbach sah ich, zum ersten Mal seit ich hier lebe, viele Fische schwimmen.

Ich dachte, gehst du bei der Bank vorbei und holst Geld am Geldautomaten. Bei der ersten Bank gab´s kein Geld, also weiter zur Commerzbank. Da stand ein Einweiser, welcher die Kunden „stückchenweise“ in den Vorraum bzw. in den Schalterraum liess. Bei Einigen der vor der Tür Wartenden erzeugte dies Unmut, der lautstark geäussert wurde. Drinnen stellte ich fest, dass ich einen Geldautomaten nicht mit Schutzhandschuhen bedienen kann. Also Handschuhe aus und so klappte es.

Anleitung zum Händewaschen, Kreisgesundheitsamt Bad Kreuznach

Und zu schlechter Letzt: Die Kreisverwaltung Bad Kreuznach berichtet, dass die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen im Landkreis nun bei 98 (Stand 30.03.2020, 14.30 Uhr) liegt. Dies entspricht einem Anstieg … um 6.
Zugleich gibt es heute gute Nachrichten: Zehn Personen konnten nach erneutem Coronatest mit negativem Ergebnis aus der Quarantäne entlassen werden. 98 bei ca. 158.000 Einwohnern im Kreis entspricht, wenn ich es richtig gerechnet habe, 0,06 %. Ich mag hier nichts verharmlosen, denn die Angst, auch dazu zu gehören, die geht nicht weg.

Bleibt gesund.