Tag 14: Der letzte Tag

Der letzte Tag meiner Selbst-Quarantäne. Ob es ab Morgen anders wird, ich glaube es nicht. Mit Maske werde ich weiterhin rausgehen.
Vom Gefühl her hat mich die Zeit vorher in Melbourne, die Rückflüge und nun die Zeit der Quarantäne verändert, dies wurde mir bewusst.
Vieles ist nicht mehr wichtig, z.B. die täglichen TV-Sendungen. Ich habe wieder zum Buch gefunden, wenn auch digital.
Ich möchte mich noch viel mehr auf mich beschränken, denn in der Quarantänezeit ist mir noch klarer geworden, wie verletzlich mein Leben ist. Auch dass es durch die erhebliche Herzerkrankung sehr gefährdet ist, und natürlich auch durch mein inzwischen fortgeschrittenes Alter.
Ich muss es realistisch sehen, auch da ich spüre, wie die Kräfte und die Ausdauer weniger werden, nun auch mir deutlich spürend weniger werden.

Doch auch hier: Lebbe geht weider. Muss weiter gehen. Deshalb möchte ich mich heute mal auf den Weg zum neuen REWE in der Rüdesheimer Strasse machen und schauen, wie lange ich brauche und wie viele Kilometer die Strecke sind.
Vom Gefühl her ist es in etwa wie die Strecke zum REWE am Ende der Fussgängerzone. Einkaufen werde ich jedoch wegen der Quarantäne noch nicht.
Update 17:30 Uhr: Es ist doch wesentlich weiter als ich es vermutet hatte. Ca. 1,5 km Fussweg durch die Rüdesheimer Strasse; dafür brauchte ich ca. 20 Minuten.

Interessant ist auch eine Familiengeschichte, zumindest für mich.
Ich habe durch Zufall eine Todesanzeige im Internet gefunden.
Ein Hartmut Willi Günthner aus Stuttgart ist 2017 verstorben. Ein Vetter von mir hiess Hartmut, sein Vater hiess Willi. Stuttgart würde auch passen. Da seine Eltern und meine Eltern zerstritten waren (genauer gesagt die Mütter), habe ich seit Jahrzehnten keine Kontakt mehr.
In der Sache habe ich einen anderen Vetter angerufen, der zwar auch keinen Kontakt mehr hatte, trotzdem eine Telefonnummer kannte und wusste, wie die Ehefrau von Hartmut heisst.
Nun passt vieles, denn in der Todesanzeige von Hartmut ist ein Frauenname genannt, der mit dem Namen der Ehefrau identisch ist. Die Rückwärtssuche der Telefonnummer ergab diesen Hartmut als Besitzer.

Die kleine Wanderung am Nachmittag wurde eine Grosse. Ca. 8,5 Kilometer war ich unterwegs. Die erste Bank kam nach ca. 7 km im Schlosspark. Ich bin bis zur Verbindungstrasse zwischen Hüffelsheim und Rüdesheim

gegangen und von dort über die Kriegsgräberstatte Lohrer Wald zurück in die Altstadt.

Rausgekommen bin ich bei der Römerhalle und dem Schlosspark. Das habe ich zwar geahnt, sicher war ich mir jedoch nicht.

Auf Bad Kreuznachs Höhen fängt der Raps an zu blühen.

Ein Teil des Weges, aus dem Lohrer Wald kommend, erinnerte mich an einen Abschnitt des Pilgerweges in Portugal. Einer der wenigen Kilometer ohne Pflastersteine bzw. Asphalt.

Lohrer Wald

Update 18:00 Uhr: Und zu schlechter Letzt ist heute auch eher gut.
Seit dem Vortag und bis zum Montagnachmittag, 06.04.2020, 14.30 Uhr, haben sich nach Auskunft des Gesundheitsamt im Landkreis Bad Kreuznach erneut keine Änderungen ergeben: Neue Fälle kamen in den vergangenen 24 Stunden nicht hinzu. Damit bleibt die Zahl der bisher im Landkreis Bad Kreuznach positiv auf das Coronavirus getesteten Personen bei 137
Quelle Hanz-Online